Historie Hauptendorf

Dies ist ein Auszug aus der "Festschrift und Ortschronik" der Freiwilligen Feuerwehr Hauptendorf zur 100 Jahrfeier.
AUS HAUPTENDORFS GESCHICHTE

Die Geschichte einer berühmten Persönlichkeit, eines bekannten Ortes, einer trutzigen Burg oder eines verträumten Schlosses zu schreiben, gestaltet sich um ein Vielfaches leichter, als den Anfängen und der Entwicklung einer kleinen Ortschaft auf den Grund zu gehen. So ist es denn unmöglich, eine zusammenhängende chronologische Darstellung der Ereignisse in und um Hauptendorf zu geben. Es kann einzig und allein bruchstückhaft das ein oder andere Geschehen ein wenig breiter dargestellt werden, wie dies mit den Hauptendorfer Familiennamen aus dem 15. und 16. Jahrhundert erfolgt. Durchsichtiger wird die Geschichte Hauptendorfs, wenn man sie im Zusam­menhang mit der Herzogenauracher Vergangenheit verfolgt oder wenn, -wie geschehen-, die ältesten Bürger aus der Gemeinde aus ihren Erinnerungen berichten. Doch muß hier berücksichtigt werden, daß Geschichtbetrachtung, so gut sie auch immer gemeint und aufgearbeitet ist, immer einen Hauch von Subjektivität besitzen wird.


DER ORTSNAME HAUPTENDORF

In schriftlichen Unterlagen finden sich nicht weniger als zehn verschiedene Schreibweisen für Hauptendorf. Da liest man u. a. Haupendorf, Happendorf, Hauptdorf, Heiptendorf, Heppendorf, Hebtendorf, Heypendorf und schließlich Hawtendorf. Zunächst ist dies wenig verwunderlich, bedenkt man, daß sich unsere Vorfahren erst seit gut einem Jahrhundert an eine einheitliche Schreibweise gewöhnen mußten. Dennoch ist die Bandbreite dieser genann­ten Ortsbezeichnungen recht groß, und es bleibt ein gewisser Unsicherheits­faktor, will man den Ortsnamen einzig und allein, wie das bisher getan worden ist, auf den Personen namen HAWO oder HAUPT zurückzuführen. In den bisher bekannten Urkunden taucht nämlich dieser Name als Besitzer oder Gründer der Ortschaft nirgends auf.


DIE ÄLTESTE ERWÄHNUNG HAUPTENDORFS

Hauptendorfs geschichtliche Entwicklung ist aufs engste mit der Herzogenau­rachs verknüpft. Will man also die historische Entwicklung des heutigen Herzogenauracher Ortsteils erfassen und kennenlernen, so muß man zumin­dest in groben Zügen auch um Herzogenaurachs Werdegang Bescheid wissen. Da ist einmal die "Geburtsstunde" des benachbarten "URAHA", das sind die Jahre 1002 und 1021, in denen der Ort als "Auerochsenwasser", denn nichts anderes bedeutet Aurach ja, urkundlich erwähnt wird. Wie die spätere Stadt selbst, so sind auch die meisten Ortsteile von Würzburg aus missioniert worden. Große Gebiete um das spätere Herzogenaurach kamen allerdings ab 1021 verstärkt an das Bistum Bamberg:


Bemerkenswert ist, daß die Aurach eigentlich stets die Grenze zwischen dem Bistum Bamberg und dem im Süden angrenzenden Nürnberger Territorium bzw. dem Gebiet der Burggrafen und späteren Markgrafen darstellte. Genau genommen lagen damit die Hauptendorfer Anwesen eigentlich bereits "im benachbarten Ausland". Sie waren folglich vor allem in den Markgrafenkrie­gen des 15. und 16. Jahrhunderts besonders gefährdet.


Anfang des 14. Jhs. tauchte erstmals der Name "Herzoh Awrach" auf, und um die Mitte des Jahrhunderts wird der Ort erstmals als Stadt erwähnt (1348). Im Jahre 1348 schließt ein Bündnis der fränkischen Mächte auch die "Veste Urach" mit ein; am 15. Juli urkundet (stellt Urkunden aus) der Ritter Heinrich von Seggendorf (Seckendorff), der wohl Amtmann hier war. Aus dem glei­chen Jahr - also 1348 - erfahren wir erstmals etwas über Hauptendorf.


Wichtig für Hauptendorfs Geschichte ist nun, daß "zum Amt Herzogenaurach" in jenem Jahre 1348 folgender Besitz gehörte: Drei Mühlen - drei Lehen (abhängige Höfe) in Buch - ein Lehen in Hammerbach - die neuen Orte Sintmann und Sintmannsbuch - die Forstzinsen aus Welkenbach - die Hut in Reinersdorf und neben Oberreichenbach, Trabelshof und Tanzenheid vier ganze, zwei halbe Lehen und eine Mühle (Heinrichsmühle) in Haupten­dorf (Happendorf).


Mit dieser Erwähnung ist eindeutig, daß die genannten Besitzer (es ist von 5 Eigentümern die Rede, so daß davon ausgegangen werden muß, daß ein oder zwei von ihnen mehr als einen Hof besaßen!) in jeder Hinsicht an Herzogenaurach gebunden waren. Das gilt für die kirchliche Abhängigkeit wie für die rechtliche oder für steuerrechtliche; und gerade letztere war im hohen Mittelalter für die Grundherrschaft am wichtigsten. Alle Steuern und Abgaben der Hauptendorfer Höfe mußten folglich nach Herzogenaurach geliefert werden, wo der zuständige Amtmann im Auftrage der Bamberger Landes­herrschaft die jeweiligen Leistungen (den zehnten Teil von allen Ernten, Tieren, geforderten Frondiensten u. a.) entgegennahm.


Wie schwierig die Besitz- und Rechtsverhältnisse vor 1600 waren, beweist die Tatsache, daß beispielsweise in Beutelsdorf drei Güter zum Amt Herzo­genaurach gehörten, zwei weitere an das Rittergut Weisendorf verpfändet waren und ein weiteres an das Spital in Forchheim verkauft worden war. Hauptendorf und seine Besitzungen dagegen blieben seit 1348 unverändert im Besitz des Amtes Herzogenaurach, auch wenn einige Güter von Herzogenaurach aus zeitweilig ve_liehen worden sind.


Während in Herzogenaurach im genannten Jahr (1348) der Familienname Hauptendorfer (Haupendorfer Heinrich) als Besitzer einer Markhofstätte auftaucht, sind die Hauptendorfer Familiennamen:


Ekka der Müller - für ein halbes Lehen gibt er an Walburgis und an Michaeli
           je 45 Heller und an Fastnacht ein halbes Huhn


Kaufmann Heinrich - er ist ein reicherer Bürger und besitzt zwei Lehen; dafür gibt er an den genannten Abgabeterminen jeweils 15 Schil­linge und zu Fastnacht zwei Hühner


Payer - besitzt ein Lehen und gibt i/2 Schilling sowie 1 Fastnachtshuhn ab


Schecher Hermann - ebenso

Tauscher Hermann - besitzt 1 Yz Lehen und zinst 11 Schillinge und 3 Heller;
           zusätzlich an Fastnacht 1 Yz Hühner.


Zum besseren Verständnis der Währungseinheit ist folgendes zu beachten: 1 Pfund (Iibrum = Ib) = 20 Schilling = 240 Heller
ab 1536 galt: 1 Gulden (= 1 fl für Florentiner) = 4 Ort = 252 Pf.
1 fl = 20 Groschen oder 60 Kreuzer


Um die genannten Preise besser verstehen zu können, muß man in etwa den Gegenwert kennen. Im Jahre 1580 kostete die Maß Bier in Herzogenaurach 6 Pfennige, eine Maß Wein 24 Pfennige. Für ein Pfund Ochsenfleisch mußte man 4 Pfennige auf den Tisch legen, für ein Pfund Bratwürste 8 Pfennige und dieselbe Summe für ein Pfund Kalbfleisch.


Sicher interessiert den Hauptendorfer von heute, etwas über die Größe der Ortschaft in früheren Jahrhunderten zu erfahren. Ganz aufschlußreich kann dabei eine Aufstellung der einzelnen Anwesen sein, wie sie um 1348 im Amtsbezirk Herzogenaurach vorhanden gewesen sind.


Demnach zählte die Stadt Herzogenaurach damals innerhalb des Stadt­grabens 12 Vollhöfe in der Stadt (die sog. Schweinehöfe an der südlichen Haupt­straße)


17 Markthofstätten (kleinere Höfe)

2 Schmieden
2 Pförtner (= Torwärter)
1 Mühle
sowie 15 + 7 Häuser außerhalb des Grabens.


Für Hammerbach ist im selben Jahr 1 Hof erwähnt, für Oberreichenbach sind es 7 Höfe, die 5 Besitzern gehörten; Büchenbach bestand aus 13 Y:z Vollhöfen und 8 Halbhöfen, während Kosbach 12 bäuerliche Besitzer und 22 kleine Anwesen aufzuweisen hatte.



Die genannten 6 Höfe, an 5 Besitzer verteilt, nehmen sich folglich für Hauptendorf gar nicht zu gering aus.



FAMILIENNAMEN IN HAUPTENDORF

Mit den ersten urkundlichen Erwähnungen Hauptendorfs im frühen 14. Jahrhundert treten bereits die ersten Familiennamen im Ort auf. Dabei stößt man auf verschiedene altansässige Hauptendorfer Familien, erkennt aber auch, wie im Wandel der Jahrhunderte ganze Familien, ja sogar Sippen oder Geschlechter aussterben, wegziehen und in Vergesssenheit geraten. Namen wie Seebacher, Schuster, Zull oder Herr sind typische Beispiele für dieses ständige Kommen und Gehen, aber auch für das Bodenständige in unseren Gemeinden. Bei all diesen Nachforschungen ist es jedoch auch wichtig, daß man daran denkt, wie unterschiedlich und großzügig man bei der Schreibung der Familiennamen verfahren ist. Da stößt man beispielsweise auf den Namen Heer, Her oder Herr und stellt fest, daß es sich um ein und dieselbe Familie handelt, deren Name lediglich von drei verschiedenen Schreibern unterschiedlich geschrieben worden ist.


Doch lassen wir die Hauptendorfer Namen für sich sprechen! Wir lernen 1497 einen Hans Zull kennen; vielleicht ist er ein Sproß des bekannten Herzo­genauracher Geschlechts gleichen Namens. Er kauft den Hof des Fritz Oberndorfer. Ebenfalls ein Hans Zull stirbt 1519 und ein weiterer Träger dieses Namens erwirbt 1541 von der Margarete Moler(in) deren Koblers-Gut mit Zubehör für 60 Gulden.


Unter einem Kobler- oder Köbeleranwesen verstand man einen kleinen Hof, das Anwesen eines Häuslers, eines einfachen Tagelöhners. Der Grund und Boden diese 5 im Fränkischen auch als "Tropfhäusla" bezeichneten Anwesen reichte nur soweit um das Häuschen, wie das vom Dach tropfende Regenwasser die Grundstücksgrenze markierte. Im Jahr 1560 hat Fritz Schuster vom sog. Walburgis Gut, ferner von seinem eigenen Hof sowie "von einem truchsessischen Hof dortselbst" an das Herzogenauraeher Amt "die übliche Güld" zu reichen.


Die "Gült" oder "Güld" war früher der von Bauerngütern erhobenen Grundzins oder die Grundschuld. Sie war in das Gültbuch eingetragen und mußte dem Gültherrn entrichtet werden. Unsere Begriffe "gültig" im Sinne von "Geltung besitzend" oder das Wort Gültigkeit gehen auf dieses alte Wort zurück.


Der Besitznachfolger von Fritz Schuster war Cuntz (Konrad) Schuster, sein Sohn. Darüberhinaus wird bereits 1500 ein Hans Schuster und 1560 ein Fritz Schuster in den Akten erwähnt.


Auch die schon 1453 nachweisbaren Seebacher wohnten Jahrhunderte in Hauptendorf. Cuntz Seeberger, der 1534 in Herzogenaurach von dem dortigen Bürger Fritz Ruckelmann ein Haus "auf dem Pflaster" und im folgen­den Jahr von dem Bürger Hans Hermann dessen Haus in der Steggasse kaufte, verpfändete 1547 seinen Hof in Hauptendorf. Ein Hans Seebacher versteuerte 1560 neben seinem eigenen Hof noch einen weiteren truchsessi­schen. Sein Nachfolger war Georg Wolf; neben diesem lebte auch ein Jörg Wolf in Hauptendorf.


Um 1580 findet sich ein Bauer namens Hans Schlehlein, -allerdings wird sein Name sehr unterschiedlich geschrieben - so. z. B. Schlehe oder Schlehener. Wir stoßen in den Gotteshausrechnungen und anderen schriftlichen Unterla­gen außerdem auf einen Hans und Cuntz Gugel, auf Hans Bemer, Cuntz Schmidt, Jobst Ber (Bär), Erhard Egerer oder auf "die Jungfrau Sexin". Einfachere Namens- oder Berufsbezeichnungen liegen den Namen "Peter der Kuhhirt" oder "Conrad von Happendorf" zu Grunde.


1545 kauft Jorg Kufner von Fritz Hirsmann (= Hirschmann) einen Hof für 156 Gulden, und vier Jahre später (1549) verpfändet Jorg Bittner (= Büttner) den Hopfengarten hinter seinem Haus an den Herzogenauraeher Bürger Heinz Cadam für 20 Gulden. Damit ist gleichzeitig der Beweis erbracht, daß im Aurachgrund bereits seit dem Mittelalter Hopfen angebaut worden ist.


In der Regel hatten Voll bürger auf ihrem Haus das Braurecht, und in Herzo­genaurach stand mit dem "Communbrauhaus" ein öffentliches Brauhaus zur Verfügung, wo man für ein entsprechendes Entgelt sein eigenes Bier brauen konnte. Hier wurden auch die zum Brauen notwendigen Geräte und Werk­zeuge zur Verfügung gestellt.


Auch der im Fränkischen weit verbreitete Name Gugel fehlt in Hauptendorf nicht. 1560 zahlt ein Jörg Gugel von seinem Hof an Walburga (30. April) und am Michaelistag (29. September) jeweils 4 Pfund und an Fastnacht ein Huhn als Abgabe.

Weitere Familiennamen zu Beginn des 16. Jahrhunderts sind Deischer und Lenes; beide besitzen ein zinsbares Gut in Hauptendorf. Der Heinrichsmüller "Cotz" Lebender ererbte 1560 das Anwesen des Hans Lenes, das wiederum vorher ein Hans(en) Heyn besessen hatte.


Ein Kilgan (Kilian) Heunisch bzw. dessen Nachfolger Hans Schlehener versteuerte etwa zur selben Zeit das ehemalige Sönersgut sowie das Beck­leinsgut. Auf einem weiteren Hof saß ein August Giebtner, auf einem anderen Jorg Leider.



1520 stirbt Henslein Tesch (Teyscher) , ein Knecht, in jungen Jahren an der Pest. Schließlich begegnen uns 1526 die Namen Nikolaus Parzenval, Cuntz Knoblach und Hans Tresser (Drescher).


GRUNDHERRLICHE ABGABEN

Für das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung der Hauptendorfer Anwesen gilt, daß die Höfe ihre Abgaben in bestimmter Höhe und zu festgelegten Zeiten zu entrichten hatten. Die Grundzinsen, auch Gült oder Weisat genannt, bestanden in der Regel aus Getreideabgaben, sofern zu den Anwesen Ackerland gehörte. Die Höhe richtete sich nach der Größe der ertragfähigen Grundstücke.


Bis ins 15. Jh. war dieser Zins im Amt Herzogenaurach als Naturalleistung abzuliefern, erst dann wurde er im Laufe des 15.116. Jahrhunderts in Geld abgelöst. An der verhältnismäßig frühen Geldablösung aller Lasten, die für den Empfänger bei der fortschreitenden Geldentwertung ein großes Risiko bedeutete und auch sonst im Hochstift Bamberg nicht üblich war, mag die weite Entfernung von der Hauptstadt Bamberg schuld sein. Nach Bamberg waren es fast zwei Tage, und damit war der Transport verderblicher Waren erschwert und oftmals unrentabel; man denke nur einmal an die Problematik eines Eiertransportes in die Bischofsstadt. So brachten die Bauern ihre Produkte auf den Markt und zahlten den Erlös in Münze an den grund­herrlichen "Kasten" (= Geldkasten, gemeint ist die Kasse). Lediglich die Getreideabgaben waren bis ins 18. Jh. gültig und üblich.


Lieferungstermine für die Zinsen waren Walburgis (30. April) und Michaelis (29. September); auch an Martini waren manche Zinsen fällig (11. November). Neben Getreide bestanden die Abgaben auch aus Käsen (= Weihnachten und Pfingsten) und Eiern, die Ostern, erst gewohnheitsmäßig, dann pflichtgemäß abzuliefern waren. In und um Herzogenaurach kam hierzu noch die Abgabe von Unschlitt (Rindertalg), das zur Kerzenherstellung und zum Seifensieden diente.


Als eine weitere Belastung, was die Abgaben anbetrifft, galt die "Fastnachtshenne". Sie wurde regelmäßig neben den genannten Abgaben von jeder zinspflichtigen Wirtschaftseinheit erhoben. Manchmal mußten die Untertanen auch ein Schwein für ihren Grundherrn mästen. Das Ferkel für die Mast mußte der Grundherr selbst stellen.


Für das Jahr 1560 erfahren wir aus dem Amt Herzogenaurach: "die 4 dem Amt gehörigen Wiesen verlont man (gibt man) zu mehen. So muessen die zu Hertzogenaurach in der Stadt ausserhalb der 12 Lehen, so hinter meinem gnädigen Herrn v. Bamberg sietzen, das hew (Heu) und Grumt (Grummet) in obgemeldten Wiesen auf heyen und durere machen, so gibt man einen fronen einen Tag ein Heller..." (man sollte also einem, der einen Tag lang für die Herrschaft arbeitet = front, einen Heller bezahlen).


"So muessen die von hauffendorf (HAUPTENDORF!) das hey und grumet auf dem Briel (Brühloder Prühl bei der Heinrichsmühle) und auff den 2 genann­ten Wiesen gen Hertzogenaurach furen..."


Hiermit war eindeutig festgelegt, daß unsere Hauptendorfer Vorfahren Frondienste in Form von Heu- bzw. Grummetfuhren aus den Aurachwiesen an die Herzogenauracher Herrschaft leisten mußten, schließlich war der dortige Amtmann der Stellvertreter des Bamberger Bischofs.


GERICHTBARKEIT UND KIRCHWEIHSCHUTZ

Im Jahre 1516 bringt ein Bericht vom 20. März das erste "Verzeichnis der Fraisch und Halsgericht in das Ambt Herzogenaurach gehörig" (ein Ver­zeichnis der hohen und der Halsgerichtsbarkeit; damit ist die Blutgerichtsbar­keit gemeint, also die hohe Gerichtsbarkeit, die es erlaubte, zumTode zu verurteilen).


Demnach umfaßte die Herzogenauracher Gerichtsbarkeit folgende Bereiche:


"Eckmühl und Mittelmühl an der Awrach gen Falkendorf, Welckenbach, Hammerbach, Buch, Nanckendorf, Rewt (Reuth), Tannberg bei der Newen­burg (Dannberg bei Neuenbürg), Dechsendorf, Hannberg, Hessendorf, Klebheim, Untermembach, Heusling, Newses unter Niderndorf, Hawwendorfer und Eichelmühl und die in das Amt Büchenbach gehörigen Orte Büchen­bach, Steudach halb, Seebach, Sintmann, Sigmannsbauch (Sintmannsbuch). "


Probleme gab es nicht nur wegen der Hawwendorfer (Hauptendorfer = Heirnichsmühle), sondern überhaupt wegen Hauptendorf und dessen geo­graphischer Lage selber. Wie erwähnt war die Aurach die Fraischgrenze (Gerichts- und Landesgrenze) , Doch inzwischen gehörten einige Orte, unter ihnen auch die benachbarte Stadt Fürth zum Bamberger Gerichtsbezirk. Der damalige Amtmann pochte damit voll auf sein Recht, indem er feststellte:


"Hawwendorf (Hauptendorf) leyt (liegt) ober der Awrach bei den Gericht, das in die Stat Awrach gehortt",


Da dort aber lange Zeit keine Gerichtsfälle mehr gewesen seien, sei nicht ganz klar, wohin der Ort gehöre. Der Amtmann Balthasar von Seckendorff stellt sodann aber fest "ist aber all bambergisch", desgleichen der Galgenhof.


In der Folge wurde der Herzogenauracher Rechtsanspruch auf die hohe Gerichtsbarkeit vielerorts angezweifelt und angefochten.


Das einem Fraischbericht von 1565 beigegebene Ortsverzeichnis (ein Fraischbericht ist ein Bericht über Rechtsfälle bzw. den Gerichtsbezirk) führt für Herzogenaurach zwar noch immer "Danzenhaid, Trabelsdorf, Mittelmühl (= Lenzenmühle) und Obernreichenbach" an, Neuses, Hauptendorf und Galgenhof sind aber nicht mehr genannt.


Daß die Hauptendorfer dem Amt Bamberg untertan waren, geht schließlich aus einem Schriftstück hervor, das zwei Jahre nach Beendigung des 30jährigen Krieges verfaßt worden war. In ihm heißt es "...Hauptendorf ... liegt in Brandenburgischer hoher Obrigkeit und seind volgende Unterthonen ins Amt zentbar..."


Damit wird Mitte des 17. Jahrhunderts klar zum Ausdruck gebracht, daß Hauptendorf, selbst wenn es geographisch jenseits der bischöflichen Grenzen liegt, dem Fürstbischof in Bamberg abgabepflichtig war (= zentbar).


Dies ist eigentlich nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß die Herzogenauracher Hinrichtungsstätten: der Köpfwasen, der Galgenhof, die Galgenleite alle auf brandenburgischem Gebiet lagen und ohne Hinderung durch die Hohenzollern benutzt und instand gehalten wurden.


Das Zusammenleben der Menschen auch in den kleineren Gemeinden war zunächst nicht immer von der gestrengen Obrigkeit bestimmt. Vielfach gab es für die Bewohner unserer Dörfer eigene Dorfordnungen, die streng überwacht und eingehalten wurden. Bei Verstößen erfolgte die Verurteilung oder Bestrafung durch die Dorfobersten selbst. So erließen z. B. die Herren Rieter in Hammerbach 1594 und 1598 Dorfordnungen, obwohl sie nicht alleinige Grundherren waren. Jedoch hatten sie 1447 mit dem großen Gemeindewald auch die Gerichtshoheit über diesen Bezirk erworben. Eine eigene Dorford­nung aus Hauptendorf ist uns nicht überliefert, vielmehr übte das Amt Herzo­genaurach hier die Vogte i rechte aus (= Herrschaftsrechte).



Wichtig und interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Kirchweih­schutz, der in früheren Jahrhunderten besondere Bedeutung besaß. Da es gerade an den Kirchweihfesten durch zu starken Alkoholgenuß immer wieder zu Raufereien kam, die nicht selten blutig endeten, wurde der Kirchweih­schutz durch das offizielle Ausrufen des Friedegebots, durch das Aushängen der Kirchweihfahne, durch die Genehmigung des Ausschankrechts, durch das Stand- und Platzgeld für die Buden oder durch die Genehmigung zum Abhalten eines öffentlichen Tanzes verkündet.


DER GALGENHOF

Der Galgenhof, für den Fremden und Außenstehenden ein fürchterlicher Name. Hat der wirklich etwas mit einem Galgen zu tun, stand da tatsächlich ein Galgen, eine Hinrichtungsstätte?


Unser Stadtarchiv und die Eintragungen in den Bamberger Gerichtsakten geben Auskunft über die Geschichte des malerischen Bauernhofes zwischen Herzogenaurach und Hauptendorf. Seit rund 200 Jahren ist er im Besitz der Familie Breun.


Heimatforscher Luitpold Maier hat bereits vor 60 Jahren die Geschichte des Galgenhofes untersucht und Wissenswertes herausgefunden. Demnach erscheint 1496 etwa an der Stelle, an der sich der Schleifmühlbach kurz vor seiner Einmündung in die Aurach dahinschlängelt, ein Hof in der Gemarkung Galgenleite. Eine andere Bezeichnung für die Gemarkung um den Galgenhof ist auch "Armesünderäckerlein" in der Nähe der Feldlage "Zum Juden­kirchhof".

Für die Geschichte einer mittelalterlichen Stadt ist es nichts Ungewöhnliches, daß die Hinrichtungsstätte außerhalb der Stadtgrenzen lag. Für uns ist es von Bedeutung, daß der Herzogenauracher Galgen auch jenseits der Lan­desgrenzen, also jenseits des Bamberger Territoriums lag. Erinnern wir uns:
Das Land südlich der Aurach war im Besitz der Burggrafen und späteren Markgrafen von Nürnberg oder gehörte der Reichsstadt selber. Und da sich der mittelalterliche Mensch nicht gerne mit dem Blut eines Hinzurichtenden besudelte, ist es nicht zu verwunderlich, wenn der Galgen "im Ausland" errichtet wurde.


Wann der erste Galgen errichtet worden ist, konnte bisher nicht geklärt werden. Die Bezeichnung Galgenhof ist allerdings seit dem frühen 16. Jahrhundert verbürgt. Der Herzogenauracher Pfarrer Wyhössel schreibt in seinem Lehens- und Stiftungsbüchlein (1515 begonnen), daß 1520 in einem Jahr, "in dem die Pest reiche Ernte gehalten hat", die "Jungfrau Christina Herin" und kurz darauf der "Cuntz (= Konrad) Herr von Galgenhoff" vom schwarzen Tod hinweggerafft worden sind. Und im gleichen Eintrag heißt es, daß der Herzogenauracher Pfarrer "jährlich von einem Feld, die Galgenleiten genannt, zu dem ewigen Licht im Chor uf Ostern 30 Pfund Oels gibt". Die hiesigen Gottesrechnungen erwähnen zum ersten Mal 1581 "...3 Pfund dem Galgenbauer für Wachs bezahlt"; ferner finden sich solche Eintragungen für 1585 und 1598.


Als Besitzer des Galgenhofes wird ein Hannsen Harscher genannt.


Im 16. Jahrhundert scheint der Galgen erneuert worden zu sein. Aus der bischöflichen Steuerkasse wurde das Geld für einen kleinen neuen Galgen entnommen, weil "der alte bös und nicht mehr getaugt". (Der alte Galgen war also fast zusammengebrochen und hatte einer Hinrichtung nicht mehr stand­gehalten). 35 Jahre später (1603) scheint der Galgen ein weiteres Mal ausgebessert worden zu sein, "weil er baufällig gewesen ist und ohne Ersuchen und auch ohne alle Einrede der brandenburgischen Herrschaft gebaut, und die mißtätigen Personen an solchem (Ort) justifiziert worden..."

Was die Familiennamen auf dem Galgenhof betrifft, so ist 1532 ein Sebald Harscher genannt, der 1555 auch Gotteshauspfleger war und vier Jahre später auch das Schöffenamt in der Stadt bekleidet hat. Für 1603 ist ein Fritz Harscher oder Harser bezeugt.


Im 18. Jahrhundert finden wir schließlich die Familie Haydt als Besitzer des Hofes. Um 1750 ist ein Jörg Haydt, 14 Jahre später sein Sohn Johann Wolfgang erwähnt. Letzterer wurde auch in die Christus Bruderschaft aufge­nommen, ebenso 1784 ein Johann Haydt.


Seit dieser Zeit findet sich auch der Familienname Bräun am Galgenhof. Und zwar heiratete ein Johannes Bräun aus Steinbach eine Maria Magdalena Haydt. Deren Sohn Johann Georg, geboren am 23. Oktober 1805 heiratete 1827 eine Anna Katharina (seine Cousine) und wurde der Hoferbe.


1829 bestand der Hof aus zwei Häusern, die von zwei Familien mit" 15 Köpfen" bewohnt wurden.


Den Namen Bräun finden wir sowohl mit "äu" als auch mit "eu" geschrieben. In der Verkaufsurkunde des Galgenhofs, der auch als "Unterburgstall" bezeichnet wurde, ist von einem Preis von 2800 Gulden die Rede; daneben gehörten zum Galgenhof außer einem Bauernhaus noch "Stadel, Backofen, Brunnen, Gärtlein, Schweinestall, Hofhaus, der Hofrait von einem Morgen (Garten um den Hof), 27 Morgen Felder, 6 Tagwerk Wiesen, 9 Morgen Holz und zwei Morgen Weiher. (Zum besseren Verständnis sei hier angefügt, daß ein Morgen ca. einem Drittel Hektar also rund 3000 m 2 entspricht; zum Vergleich sei außerdem angeführt, daß ein Tagwerk rund 4000 m 2 aus­macht. Ein Morgen war ursprünglich die Fläche, die ein Bauer an einem Vormittag mit seinem Gespann umackern konnte).



Die Abgaben des Galgenhofs mußten in Nürnberg an die "Freiherrlich von Tucherische Eigenherrschaft der älteren Linie" abgeliefert werden; dazu gehörten u. a. zwei Sümra Korn und zwei Sümra "Haber" (Hafer) Nürnberger Maß und als Walburgiszins (zum 1. Mai) zwei Hennen, zwei (Lege-) Hühner, 12 Käse und ein Gulden 51 % Kreuzer an Geld. (Ein Sümra ist ein Hohlmaß, das sich im Laufe der Jahre ständig geändert hat; es konnte 50 Liter, mehr oder weniger ausmachen).


30JÄHRIGER KRIEG - ZERSTÖRUNG - WIEDERAUFBAU

Der in ganz Süddeutschland tobende Hexenwahn hatte 1518 und 1626 auch in Herzogenaurach zwei Opfer gefordert. Beide wurden mit dem Schwert gerichtet und dann verbrannt.Inzwischen war der "große Krieg" ausgebrochen. Seit 1618 standen sich in Böhmen und danach in der Pfalz die Truppen der katholischen Liga und der protestantischen Union gegenüber. .Unser Raum wurde von Anbeginn an in die feindlichen Auseinandersetzungen einbezogen, lag er doch an der Heerstraße, die vom Rhein her über Würzburg - Kitzingen - Neustadt ­Herzogenaurach - Nürnberg - Regensburg nach Wien führte. Für Herzoge­naurach und Umgebung war dies um so gefährlicher, weil der Ort samt seiner abhängigen Gemeinden, - also auch Hauptendorf - zwischen der evangeli­schen Großfestung Nürnberg und dem katholischen Festungsdreieck Würzburg-Königshofen-Forchheim lag. So wurde unsere Gegend zum Durchmarschgebiet aller Parteien, die alle gleich rücksichtslos hausten.


Herzogenaurach und seine Umgebung wurde folglich immer wieder heimge­sucht. 1620 marschierten würzburgische Truppen durch, ein Jahr später waren es Kroaten; 1628 stellte Herzogenaurach eine eigene Flurwache zum Schutz der Bauern auf den Feldern auf. 1631 mußte Hilfe des Hochstifts Bamberg gegen die feindlichen Durchzüge angefordert werden.


Jeder Durchmarsch brachte nicht nur Einquartierungen und Quartierlasten, Spanndienste und Aushebungen, sondern auch viele Plündereien, die mit der Verwilderung der Truppen im Laufe des langen Krieges immer mehr über­hand nahmen.


Im November 1631 wurden schwedische Einquartierungen hierher gelegt, und am 19.11.1631 plünderten markgräfliche Musketiere in Niederndorf. Das Jahr 1632 sah die bis dahin schwersten Belastungen für Herzogenaurach und Umgebung. Die Stadt und das benachbarte Niederndorf wurden mehrmals belagert und geplündert, und so ging es weiter bis 1648; Hauptendorfs Einwohner wurden vertrieben, flüchteten oder starben infolge von Seuchen oder Unterernährung.


Furchtbar waren die Zerstörungen überall in Deutschland. Einzelne Orte waren fast ganz von der Landkarte verschwunden, andere erreichten nie mehr die einstige Größe. Neben den Kriegszerstörungen trugen Seuchen viel zu diesem Elend bei. Erst nach 1660/70 begann wieder der allgemeine Aufbau:


In Hauptendorf kaufte der Amtmann von Püttner die entstandene Wüstung auf und setzte dort Bauern ein. Zum besseren Verständnis muß erklärt werden, daß der Ort durch die Wirren des 30jährigen Krieges und durch die genannten Seuchen völlig ausgelöscht worden war, daher erscheint in den Akten der Begriff "Wüstung". 1690 verkauften seine Erben die neue Siedlung dem Amt Herzogenaurach; damit waren praktisch die gleichen Besitz- und Rechtsverhältnisse wieder­hergestellt wie vor dem 30jährigen Krieg.



Nur langsam war das Leben nach den vielen Jahren voller Angst und Schrecken in geordnete Bahnen gelenkt worden. In Herzogenaurach hatte 1650 der Rat der Stadt die "Bekken" (Bäcker) und Metzger angewiesen, wieder zweimal in der Woche "öffentlich" feilzubieten. Kurz bevor das "neue Hauptendorf" an Herzogenaurach übergegangen war, gab es in der Stadt noch 13 öde (unbewohnte und unbestellte) Höfe, und man beklagte das Überhandnehmen der Wölfe. Nur langsam erholten sich Mensch und Natur von den Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen.


NAPOLEONS EINGREIFEN IN FRANKEN

Napoleon, der Korse aus Ajaccio, hatte die europäische Landkarte seit der Jahrhundertwende heftig in Unordnung gebracht. Im Zuge seiner Eroberun­gen hatte sich Preußen stark genug gefühlt, in unser Gebiet überzugreifen. 1804 waren preußische Truppen in Herzogenaurach eingerückt. Doch Napoleon hatte zum Gegenschlag ausgeholt, war über den Rhein marschiert und hatte nach dem Frieden mit Preußen tiefgreifende Veränderungen in unserem Gebiet durchgeführt. Herzogenaurach und sein Umland wurden Bayern zugeteilt, der Kirchweihschutz wurde abgeschafft (1806), ein Jahr später wurden Wallfahrten verboten, 1808 wurden die Zunft- und Gewerbe­beschränkungen aufgehoben. Nach der österreich ischen Erhebung von 1809 wurde das Amt Herzogenaurach und mit ihm Hauptendorf am 30. Oktober 1810 an das Königreich Bayern übergeben. Nachdem in der Stadt ein Amtsgericht eingerichtet worden war, war das Umland seit 1812 diesem unterstellt.


Nachdem am 29. November 1837 die bayerischen Kreise erneut neu einge­teilt worden waren, wurde mit Wirkung vom 01.01.1838 das Landgericht Herzogenaurach und damit Hauptendorf dem Obermainkreis (später Regierungsbezirk Oberfranken) zugewiesen.


Bis 1836/37 änderte sich die Gerichtszugehörigkeit der südlich der Aurach gelegenen Territorien mehrfach. 1814 kamen die Flurteile der Gemeinden Herzogenaurach und Niederndorf südlich der Aurach vom Landgericht Cadolzburg zum Landgericht Herzogenaurach. 1818 wurden die Kreise erneut geändert, bis schließlich am 15. Oktober 1832 der Steuerdistrikt Burgstall mit Galgenhof, Hauptendorf, Schleifmühle und Steinbach erneut vom Amt Cadolzburg an Herzogenaurach fiel.


HAPPENDORF ODER HAUPTENDORF

Aus "Geographisches Statistisch Topographisches Lexikon von Franken... Zweyter Band Ulm 1800" von M. Bundschuh:


"Happendorf oder Hauptendorf,
Bambergisches Dorf im Amte Herzogenaurach, über dem Aurach-Fluß nahe an dem Galgenhof, nach Herzogenaurach pfarrend, und in dem zwey Stun­den weiten und breiten Bezirke, wo Brandenburg die Zent auszuüben hat.



Es ist ganz Bamberg lehen- und steuerbar. Durch ein kaiserl. und Reichs­kammergerichtliches Urtheil... wurde zwar Brandenburg vor etwa 30 Jahren zurecht gewiesen, de non extendendo Centenam ultra limites (den Zehnten nicht jenseits der Grenzen zu verlangen oder einzutreiben); allein Branden­burg hat vor einigen Jahren Restitutionem in integrum contra paritoriam plenam gesucht (aufs neue versucht, entgegen dieser Entscheidung, Zehnten einzutreiben), und fährt indessen im Gewaltthaten fort".


DER ANSCHLUSS AN DAS EISENBAHNNETZ

Als im Jahre 1835 die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth mit 30 - 40 km/h dahinbrauste, war der große Schritt in ein neues Zeitalter getan. Vom Bayernkönig Ludwig I. als Konkurrenzunternehmen zu seinem Lieblingsprojekt, dem Ludwig-Donau-Main-Kanal betrachtet, wurde die Ludwigsbahn zunächst zwar argwöhnisch beobachtet, , doch konnte sich die dampfgetriebene Bahn schließlich allen Anfechtungen zum Trotz durch­setzen.


Nach der Fertigstellung der größeren Bahnstrecken litt der lokale Handel in den kleineren Städten und Dörfern, die abseits der Nord-Süd-Strecken lagen, durch die rasche Ausdehnung des Eisenbahnnetzes. So konzentrierten sich beispielsweise die Viehtransporte und Viehmärkte auf die verkehrsgünstig an den Hauptbahnlinien gelegenen größeren Ortschaften.


Besonders nachteilig für Herzogenaurach und Umgebung wirkte sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Fertigstellung der Bahnlinie Nürnberg-Fürth-Würzburg aus (1865). Auch wenn die Entfernung zu den nächstgelegenen Bahnhöfen Erlangen/Bruck, Emskirchen oder Siegelsdorf nur 10 oder 11 km betrug, so war das aber doch schon zu weit von der Bahn entfernt, zumal die Straßenverbindungen und der Straßenzustand äußerst schlecht gewesen sind.


Wenn Herzogenaurach und sein Umland vom großen, wirtschaftlichen Verkehrsnetz nicht völlig abgeschnitten werden sollte, so galt es, schleunigst etwas zu unternehmen. Dabei hatten angeblich "umweltbewußte Bürger" in Herzogenaurach und im Aurachtal den Bau einer Eisenbahnstrecke Nürnberg-Erlangen-Herzogenaurach-Kitzingen-Würzburg zu verhindern gewußt. Wer weiß, was in der wirtschaftlichen Entwicklung des Aurachtals alles anders gelaufen wäre, hätte man dieses Projekt verwirklicht und diese Bahnlinie an Hauptendorf vorbeigeführt.


Nach der Fertigstellung der genannten Fernverbindung Nürnberg-Würzburg trauerte man vergebens dem Versäumten nach. Immer wieder wurden gleichzeitig von Herzogenaurach aus, von den Bürgermeistern der umliegen­den Ortschaften und auch mit Unterstützung der Erlanger Verantwortlichen Versuche unternommen, das Aurachtal mit Herzogenaurach an die großen Fernbahnlinien anzuschließen. Daß über 245000 Zentner Rohstoffe allein im Jahre 1863 mit Fuhrwerken hierher gebracht werden mußten, war für die Lokalpolitiker Beweis genug für die Erfordernisse einer Anbindung durch eine Stichbahn (Lokalbahn).


Für die Geschichte Hauptendorfs ist dabei von Bedeutung, daß aus dem Jahre 1872 eine "Übersichtskarte für eine Vicinal-Eisenbahn von Siegelsdorf nach Herzogenaurach" existiert.

Diese Nebenbahn (Vicinalbahn) sollte folgenden Verlauf nehmen:
Von Herzogenaurach aus war geplant, die Gleise zwischen Galgenhof und Galgenberg vorbei (also südlich des Galgenhofes) nach Hauptendorf zu legen. Südwestlich der Ortschaft hätte der Haltepunkt liegen sollen. Direkt östlich hinter dem Mühlberg, bei "den alten Weihern" war ein Haltepunkt für die Burgstaller Bevölkerung eingeplant, und von hier aus sollte die Bahn durch das "Harthäuser Holz" mit einem weiteren Haltepunkt direkt in südlicher Richtung nach Obermichelbach verlaufen. Östlich von Veitsbronn war der Anschluß an die von Burgfarrnbach her kommende Eisenbahnlinie Fürth­Würzburg geplant, so daß die beiden Linien kurz vor dem Bahnhof Siegels­dorf aufeinander treffen sollten.


Warum dieser Plan in der Schublade liegenblieb ist nicht bekannt. Vielleicht waren die Herzogenauracher Eingaben mit der Bitte um einen Gleisanschluß an die Strecke Nürnberg-Bamberg bei Erlangen stichhaltiger. In den Jahren 1885 und 1887 wandten sich die Vertreter der Städte Erlangen und Herzogen­aurach sowie die Bürgermeister von Bruck, Frauenaurach und Niederndorf in einer Bittschrift gemeinsam an die "hohe Kammer der Abgeordneten" mit der "ehrerbietigsten Bitte... diesseibe wolle geruhen, die Herstellung einer Lokalverbindung von Erlangen nach Herzogenaurach zu genehmigen".

Auch Falkendorf, Burgstall, Hammerbach, Münchaurach und Weisendorf schlossen sich später dieser "untertänigsten Bitte" an. Der Bayerische Staatsrat bewilligte schließlich 1891 neben 15 anderen Lokalbahnprojekten auch den Bau der Strecke Erlangen-Herzogenaurach. Damit war auch klar, daß Hauptendorf mit einer Haltestelle an diesem Projekt beteiligt werden würde.


So wurde denn in einer Bauzeit von rund zwei Jahren die 9,12 km lange Verbindung von Erlangen bis zur Endstation Herzogenaurach fertiggestellt. Da die größte Steigung nur 2 % betrug und die Höhenunterschiede bei knapp 17,5 m lagen, hatten die Eisenbahnbauer nur wenige Probleme zu überwin­den. Der laufende Kilometer kam auf 71.000 Mark in der Herstellung.


Die voraussichtlichen Einnahmen im Jahr wurden mit 34.100 Mark veran­schlagt; diesen standen errechnete Ausgaben von 23.800 Mark gegenüber. Der somit errechnete Gewinn wurde jedoch weit übertroffen, da die Bahn wesentlich besser angenommen wurde als ursprünglich vermutet worden war.


Drei Züge verkehrten damals in beiden Richtungen: ein Früh-, ein Nachmit­tags- und ein Abendzug. Der Fahrpreis zwischen Erlangen und Herzogenau­rach lag bei 45 Pfennigen, vielleicht waren es bis Hauptendorf 5 Pfennige weniger. Auf alle Fälle wurde die Inbetriebnahme der Bahn am 7. April 1894 auch in Hauptendorf als Wohltat empfunden.

Seit 1932 verkehrten sogar 6 Zugpaare auf der Strecke, die voll ausgelastet waren, nachdem Herzogenaurach wenig später Garnisonsstadt geworden war. Die Fahrzeit zwischen beiden Städten betrug anfangs 33 Minuten und war auch noch kurz vor der Einstellung des Personenverkehrs im September 1984 - bedingt durch die vielen Haltestellen (Hauptendorf, Niederndorf, Neuses, Kriegenbrunn, Frauenaurach, Bruck) - nur unwesentlich kürzer.


"DIE GUTE ALTE ZEIT"

Es wird immer umstritten sein und bleiben, ob frühere Zeiten wirklich als "die guten alten" bezeichnet werden können. Vieles wandelt und ändert sich, und bei genauerem Hinsehen entpuppen sich Erinnerungen als weit weniger romantisch. Zugegeben, man denkt oft nostalgisch verklärt an Kindheit und Jugend zurück, vermißt sicher auch vieles von dem, was einst einmal anders - war, möchte aber häufig trotzdem die Erleichterungen und Verbesse­rungen unserer technisierten Welt nicht mehr missen.

"Erfahrungsaustausch mit den Alten" im Feuerwehrhaus 1987 von links: Pius Mayer (1. Vorstand der Feuerwehr), Klaus-Peter Gäbelein (Vors. d. Heimatvereins Herzogenauraeh), Andreas Kräck (ehern. Feuerwehrvorstand), die Ehrenmitglieder Peter Händel, Georg Wegner und Hans Erhardt sowie Fritz Nagel.


Manches von dem, war früher anders und vielleicht auch schöner war, wissen unsere Vorfahren zu berichten. Für unsere kleine Hauptendorfer Chronik haben fünf alte Hauptendorfer 1987 Ereignisse und Anekdoten der letzten Jahrzehnte zusammengetragen: ,Hans Erhardt, einst Landwirt und WaIdarbei­ter (Jahrgang 1894), der Landwirt Georg Wegner und der Schreiner Fritz Nagel, beide Jahrgang 1903, der Maschinen- und Motorschlosser Peter Händel (Jahrgang 1910) sowie der Schreinermeister Andreas Kräck, der jüngste im Bunde vom Jahrgang 1918 waren allesamt gebürtige Hauptendor­fer. Sie wußten von Dingen zu erzählen, die heute längst in Vergessenheit geraten sind.


KAPELLE UND MARTER

Hans Erhardt's Vater war von Beruf $teinhauer und brach Sandsteine u. a. "im Langen Plootz" im heutigen Lohofer Baugebiet. Die Felsensteine dienten vor rund 100 Jahren zum Bau der Hauptendorfer Kapelle. Alle Bürger der knapp 30 Hauptendorfer Höfe trugen damals ihr Scherflein zum Bau dieses kleinen Gotteshauses als einer frommen Stiftung bei. Die Familie Hussenether stiftete die Figur der Mutter Anna (Anna selbdritt) (wahrscheinlich um 1500 in Nürnberg entstanden), die heute noch in der Kapelle steht. Wie es vielerorts Brauch war, so warfen auch die Hauptendorfer beim Vorübergehen oder nach einem stillen Gebet die eine oder andere Kupfer- oder Silbermünze durch die Gitterstäbe vor dem Eingang und trugen so laufend zur Erhaltung des Kirchleins bei.


Die Kapelle wurde neben einer steinernen Marter errichtet. Erzählungen nach soll diese Marter zum Gedenken an eine Bluttat errichtet worden sein, und zwar war eine Hauptendorferin "die schwarze Händelin" zwischen Obermi­chelbach und Rothenberg erschlagen worden. Die Frau war wohl - wie üblich­auf dem Heimweg vom Markt aus Nürnberg oder Fürth gewesen, wo sie ihre Kräuter und selbst gepflückte Kamille verkauft hatte. Die Mörderhand hatte es auf ihre wenigen Pfennige abgesehen.


Im Archiv in Herzogenaurach hat Heimatforscher Luitpold Maier herausge­funden, daß diese Martersäule von dem Herzogenauracher Maurermeister Peter Kuhr bereits 1785 errichtet worden ist. Dieser stellte hierfür eine genaue Rechnung auf; in den Akten heißt es "Rechnung für eine Martersäule aufzu­richten, für Lohn und Farb"
15 Kreuzer für Kalch
8 Kreuzer für Weiß
31 Yz für Eisen
9 X Kreuzer für Milch (es wird wohl Kalkmilch gemeint sein) 24 Kreuzer für Schmiedearbeit


Diese Säule ist inzwischen restauriert, die Aedicula (Oberteil mit den Bildsei­ten) erneuert worden, nachdem das Original lange Zeit abgebrochen neben dem Säulenschaft gelegen und erheblich Schaden gelitten hatte.



An der Kapelle und an der Marter führte jedes Jahr der Flurumgang vorbei, und selbstverständlich wurde die Kapelle bis in die 70er Jahre für Gebets­stunden, vor allem nach Todesfällen, benutzt.


ARBEITSVERHÄLTNISSE

Wenn heute vielfach die 35-Stunden-Woche für manche Berufszweige üblich ist, unsere Freizeit somit in immer größere Dimensionen steigt, und wenn mancher vor lauter Freizeit schon bald nicht mehr weiß, welchen Fernsehka­nal er einschalten soll, so gilt zu bedenken, daß es noch um die Jahrhun­dertwende ganz anders bestellt war. Die Hauptendorfer Handwerker, insbe­sondere die, die im Baugewerbe in den benachbarten Großstädten arbeiteten, verließen am Montag in aller Frühe Haus und Familie und kehrten erst am Samstag abends gegen 18 Uhr zurück. Während der Woche arbeiteten sie als Maurer, Maler, Steinhauer, vielleicht auch als einfacher Hilfsarbeiter am Bau in Nürnberg oder Fürth. Der An- und Abmarsch von der Wohnung zur Arbeitsstätte war oftmals so lang, daß sich eine abendliche Heimkehr zeitlich und finanziell gar nicht gelohnt hätte, nicht einmal, nachdem 1894 die Eisenbahnlinie nach Erlangen fertiggestellt war.



Der Wochenlohn für einen Facharbeiter lag um die Jahrhundertwende bei 25 Mark. In Berlin hatten beispielsweise 1895 500 Maurer die Arbeit eingestellt, weil sie damit ihrer Forderung nach 45 Pfennigen Stundenlohn Nachdruck verleihen wollten. Sie waren damit vergleichsweise noch gut bezahlt, denn die Glace-Handschuhmacher in Breslau verlangten 1897 eine Erhöhung ihres Stundenlohnes von 15 auf 25 Pfennige, während man in Berlin und anderen Großstädten für ein Kilo Kalbfleisch 1,24 Mark, für 1 Kilo Butter 2,08 Mark und für ein Ei immerhin 7 Pfennige auf den Ladentisch legen mußte.


SCHULERINNERUNGEN

Lehrreich und interessant sind auch' die Schulerinnerungen unserer ältesten Hauptendorfer Bürger. Abgesehen vom langen Schulweg ins benachbarte Herzogenauraeh, bei Wind und Wetter, Regen und Schnee, wobei niemand danach fragte, ob das Schuhwerk oder die Kleidung auch der Jahreszeit oder den Temperaturen entsprach, wurde täglich der Gottesdienst besucht, bevor es in das Knabenschulhaus in der Hauptstraße (heute gegenüber der Spar­kasse, frühere Arztpraxis Dr. Bellendorf) ging. Vom Kaplan gab es Prügel, wenn man einmal die HI. Messe versäumt hatte.


Wie damals allgemein üblich, so schonten auch die Herzogenauraeher Lehrer ihre Stöcke nicht. Wenn einmal "der Stecken zerbrochen war", so erinnern sich unsere "Veteranen", so mußten eben die Schüler für Nachschub sorgen und neue Haselnußgerten oder Weidenruten mitbringen; mancher Lehrer benutzte auch schon das "spanische Rohr", einen Bambusstock, mit dem man den bösen Buben das Fell besonders gut gerben konnte. Prügel gab es alle Tage, wenn man nicht die Hände auf die Tischplatte und die Daumen darunter gelegt hatte.


Über fünfzig Knaben saßen in einer Klasse der "Landschule". Schließlich wurden die Stadtschüler aus Herzogenaurach getrennt von den Auswärtigen unterrichtet. Manches mutet trotz allem noch viel menschlicher an als es im heutigen "Computer-Schulbetrieb" vorgeht. Hans Erhardt war oft einer der glücklich Auserkorenen, der für den Lehrer im benachbarten Laden frischen Schnupftabak holen durfte. Ihm kam dabei sicher zugute, daß mancher Lehrer in der elterlichen Gaststätte in Hauptendorf verkehrte.



Seltsam mutet auch der Brauch des "Auspeitschens" an Fastnacht an; die Schüler mußten das sog. "Auspaatschgeld" mitbringen. Man erinnert sich, daß es in der Regel zwischen 20 und 50 Pfennigen gelegen hat. Der Lehrer steckte das Geld ein, "ohne Danke schön zu sagen", wie unsere Hauptendorfer Altbürger einstimmig betonen; zum Abschluß durften sogar noch zwei Schüler, die links und rechts neben der Tür postiert waren, auf ihre Kamera­den einschlagen

Wichtige Personen während des Schulkrieges
hinten links: Gendarmeriekommandant Ammon, Hauptendorfs Bürgermeister Jakob Hussenether vorne sitzend: Michael Kreß, Heimatdichter aus Falkendorf, Stadtschreiber Schürr aus Herzogenaurach.


Da die Schulmeister wirklich schlecht bezahlt waren und auf jeden Pfennig zusätzlich angewiesen waren, war es natürlich auch üblich, am Schlachtfest des "Schulmeisters" zu gedenken. Metzelsuppe, Blut- und Leberwürste sowie Kesselfleisch bereicherten dann den Tisch der Lehrerfamilie.


Im Vergleich zum Einkommen eines Maurers lag der Verdienst beim Lehrer damals erheblich niedriger. Konnte man auf dem Bau rund 100 Mark im Monat nach Hause tragen, so blieben dem "armen Schulmeisterlein" nur bescheidene 65 Mark.

Doch nicht weniger ärmlich ging es in den meisten Familien zu. Unsere Hauptendorfer liefen ab März barfuß zur Schule. Das einzige Paar Schuhe, das jeder besaß, wurde immer wieder geflickt und ausgebessert. Neue Sohlen oder Absätze, Nägel auf den derberen Arbeitsstiefeln, die sich oftmals durch die Brandsohle drückten und blutige Füße verursachten, hier ein Flicken, dort ein Lederfleck, so sah das Schuhwerk aus, und die meisten hatten nur ein einziges Paar Schuhe. Dieses wurde am Sonntagabend eingefettet und stand dann bis zum nächsten Kirchgang in der Kammer.


Ein bedeutender Tag für alle Schüler war im Jahre 1911 der 90. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold. Lehrer Schürr hatte in Herzogenaurach mit seinen Knaben ein Lied einstudiert, dessen Text dem 93jährigen Hans Erhardt heute noch geläufig ist:


Gott grüße Dich im Silberhaar
Dich Luitpold im 90sten Jahr
Gott sei mit Dir auch immerdar
Gott sei mit Dir und uns!


Nach der Unterrichtszeit war für die Schulkinder früher nicht die Freizeit angebrochen, wie man sie heute mit Musik, Sport oder Nichtstun verbringt. Vor allem für die Kinder am Land brachte der Tag vielfältige Aufgaben und Arbeiten, wie sie nun einmal auf einem Bauernhof anfallen. Neben dem Holzhacken wurde immer das Gänsehüten zur Hauptbeschäftigung. Daß das jedoch nicht ganz problemlos ablief, erzählt Hans Erhardt. Als er einmal nicht richtig auf das Federvieh aufpaßte, da fraßen die Gänse zu viel Hafer, und weil der Gänsehirte sie nicht rechtzeitig zum Wasser führte, verbrannten die Getreidekörner den Magen, und die Gänse gingen allesamt ein. Welche Folgen das für den Buben hatte, kann sich jeder wohl bildhaft ausmalen.


Von Niederndorfer Sturmläutern und Hauptendorfer Pumperniegin oder "Wie ein Schulstreit fast zu einem Dorfkrieg ausartete"!


Daß es zwischen Nachbargemeinden an Rivalitäten nicht mangelt, das wissen wir besonders in Franken. Ganz gleich ob Nürnberg und Fürth, H_rzogenaurach und Höchstadt oder Röttenbach und Hemhofen, Meinungs­verschiedenheiten und Auseinandersetzungen hat es immer gegeben und wird es auch weiterhin geben.


Und so gab es denn vor 75 Jahren auch einen solchen Streit zwischen Hauptendorf und Niederndorf. Stein des Anstoßes war der Schulhausneubau und die Eröffnung einer eigenen Niederndorfer Schule.


1921 kamen die Niederndorfer auf die Idee, ihren Schulkindern den 3 km langen Schulweg nach Herzogenaurach zu ersparen und eine eigene Schule zu bauen. Voller Begeisterung zogen auch die Katholiken von Neuses mit und gaben ihr Einverständnis zur Einschulung in den Schulsprengel Niederndorf. Auch für die Hauptendorfer Kinder bedeutete der Gang in eine Schule nach Niederndorf die Reduzierung des Schulweges um die Hälfte.


Alles schien 1923 in bester Harmonie abzulaufen: Die Hauptendorfer unter­stützten den Bau der Niederndorfer Schule. Einige Bauern halfen mit ihren Pferdegespannen beim Transport des Bauholzes, mehrere Maurer unterstütz­ten die Bauarbeiten, und der Landwirt Wegner stiftete zwei Eichen als Bau­holz. Allerdings, so sollte sich bald herausstellen, hatten die Hauptendorfer die Rechnung ohne den Wirt, sprich ohne ihre "oberste Behörde", den Bürgermeister und die Gemeinde Burgstall gemacht.

Als nun Mitte 1923 der Gemeinderat in Burgstall jegliche finanzielle Unter­stützung an den Baukosten für die Niederndorfer Schule ablehnte, war Niederndorf nicht mehr bereit, die Hauptendorfer Schüler aufzunehmen.


Mehrmals wurde die Regierung in Bayreuth angeschrieben, und der "Chef der Kammer des Innern", von Strößenreuther, griff mäßigend ein, nicht ohne darauf hinzuweisen, daß der Entschluß der Regierung für die Einschulung der Hauptendorfer nach Niederndorf unumstößlich sei. Selbst das "Staatsministerium für Unterricht und Kultus" wurde eingeschaltet; es stand voll hinter der Entscheidung in Bayreuth.


Uns aber interessiert hier weniger der ausführliche Briefwechsel, den Heimat­forscher Hans Fink in seinem Niederndorfer Heimatbuch genauestens recherchiert hat, wir wollen die Ereignisse verfolgen, die sich im Jahre 1923 abgespielt haben, und bei denen selbst der von allen Seiten hoch geschätzte Pfarrer Joseph Müller schlichtend eingreifen mußte. Er selbst fuhr zur Regie­rung nach Bayreuth, um Schlimmeres zu verhindern.


Am 2. Noyember 1923 wurde der Schulbetrieb in Niederndorf aufgenommen, und zwar mit zwei Lehrkräften: dem Lehrer Andreas Leitherer aus Büchen­bach bei Pegnitz und der "Zweiten Lehrerin" Fräulein Motschenbacher. Da aber Herzogenaurach sich weigerte, die Hauptendorfer Schüler aufzuneh­men, und die Niederndorfer nicht bereit waren, sie ins Schulhaus zu lassen, solange die Gemeinde keine finanzielle Unterstützung aus Hauptendorf erhielt, kamen die Hauptendorfer Schulkinder in den Genuß von zwei zusätz­lichen schulfreien Wochen.


Auf Anordnung des Höchstadter Oberamtmanns mußten nun die Hauptendor­fer Schüler am 13. November 1923 unter Polizeischutz zur Niederndorfer Schule gebracht werden. Verstärkte Gendarmerie aus Herzogenaurach und Büchenbach führte die Hauptendorfer Kinder ins Nachbardorf. Sie sollen die Mützen geschwenkt haben und gesungen haben "Das Wandern ist des Müllers Lust".


Die Niederndorfer waren jedoch zu allem bereit. Pfarrer Müller hatte zum "passiven Widerstand" geraten, und den vollzog man dann auch: Der Nie­derndorfer Bürgermeister Römmelt und einige Gemeinderäte standen vor der verschlossenen Schultüre und verweigerten den Hauptendorfern den Zutritt, während auf der anderen Seite die Gendarmen mit geladenen Gewehren standen.


Gendarmeriekommandant Amon hielt eine kurze Ansprache und sprengte dann mit einer Axt die Tür zum Schulhaus. Die Niederndorfer wehrten sich jedoch, und es gab eine arge Schieberei, bei der auch Knüppel und Gummi­knüppel angewendet worden sein sollen. Ein Niederndorfer Bürger rannte in die Kirche und läutete eine der neuen Glocken als Sturmglocke, damit das gesamte Dorf auf das unrechtmäßige Vorgehen der Behörden aufmerksam gemacht würde. Nur dem friedlichen Einwirken des seit knapp zwei Wochen in Niederndorf tätigen Geistlichen Peter Fleischmann war es zu verdanken, daß die zwangsweise Einschulung nicht zu einem offenen, blutigen Kampf ausartete. Manche Niederndorfer wurden in den folgenden Berichten sogar des Landfriedensbruches beschuldigt. Die Verantwortlichen mußten sich jedoch äußerst verbittert dem Schiedsspruch der Behörde fügen und die Hauptendorfer Schüler aufnehmen.


Am 22. Dezember 1923 beschwerte sich der Gemeinderat Burgstall über das Verhalten der Niederndorfer. In dem Schreiben heißt es u. a., daß der Bürgermeister der Gemeinde Burgstall so angefeindet wird, "daß er bei der zwangsweisen Einschulung der Kinder tätlich angegriffen und mit einer Mistgabel in die Hand gestochen wurde".


Zweieinhalb Jahre erging es den Hauptendorfer Kindern recht übel in der Niederndorfer Schule. Zum einen entfernten die Niederndorfer teilweise die Schulbänke, so daß die Hauptendorfer Schulkinder stehen mußten, und auch Lehrer Leitherer berichtete, welch schweren Stand er in der Klasse hatte: Kaum wandte er der Klasse den Rücken zu, gingen Raufereien zwischen Niederndorfern und ihren Krontrahenten aus Hauptendorf los, und nach Schulschluß war das Treiben noch viel schlimmer.


Bereits 1926 wurde das Schulwesen erneut umorganisiert, und unsere Hauptendorfer mußten wieder - meist früh und nachmittags - zu Fuß nach Hezogenaurach in die Schule marschieren. Als Schulweg wählte man entwe­der die heutige Staatsstraße oder den "Galgenhüfer Kergnweg".


Daß auch die Hauptendorfer keine Unschuldsengel waren, belegt uns Hans Fink in seiner erwähnten Chronik. Er zitiert nämlich einen Hauptendorfer "Schlager" aus jenen Tagen. So sangen die Buben:

Mit solchen Gehässigkeiten wurde die Stimmung zwischen den Kontrahenten in den folgenden Jahren immer wieder aufs neue vergiftet. Und angeblich sollen in manchen Niederndorfer Familien "Preußen" als Schwiegersöhne oder Schwiegertöchter besser gelitten worden sein als solche aus der Nachbargemeinde Hauptendorf.


Bis 1945/46 dauerten die bürgerkriegsähnlichen Zustände zwischen den Hauptendorfer "Pumperniegin" und den "Niederndorfer Sturmläutern". Manch heißen Kampf lieferte sich die Dorf jugend mit "Zwieseln" und Backsteinen. Erst nach dem Einmarsch der Amerikaner wurden die "Bruderkämpfe" been­det. Die Verantwortlichen der Siegermacht verboten die "Kriegsspiele" zwi­schen Hauptendorfern und Niederndorfern als Überbleibsel der vormilitäri­schen Ausbildung bei der Hitlerjugend.



In den folgenden Jahren normalisierte sich das Verhältnis zwischen den kämpfenden Parteien immer mehr; die neu gegründeten Niederndorfer Vereine, der ASV, der Gesangs- und der Obst- und Gartenbauverein wählten mit Georg Frischholz sowie Peter Händel sogar Hauptendorfer zu 1. Vorsit­zenden. Zahlreiche Hauptendorfer spielten in Niederndorf Fußball, andere unterstützten die Sänger oder den Gartenbauverein, und bald wurden auch die ersten Ehen zwischen den einst verfeindeten Dörfern geschlossen.

Die ersten Schulklassen in Niederndorf Geburtsjahr 1913-16 mit den 20 Hauptendorfern
1. Reihe v.links: 2. Georg Ramming, 5. Hans Engelmann, 6. Andreas Bucher, 7. Valentin Engelmann 2. Reihe v. links: 1. Johann Gulden, 4. Thomas Winkelmann, 5. Josef Winkelmann, 16. Michael Händel, Lehrer Leitherer, 3. Reihe v. links: 6. Anna Wegner, 8. Marie Schmidt, 11. Reta Winkelmann Zwischen reihe: 2. Margarete Ruhmann, 4. Reihe v. links: 1. Barbara Ruhmann, 5. Rina Schmidt, 6. Margarete Gulden, 11. Anna Kräck, 5. Reihe v. links: 1.Michael Mayer, 2. Georg Schühlein, 3. Georg Schmidt, 7. Nikolaus Händel.


ALS DAS ELEKTRISCHE KAM

Peter Händel und Andreas Kräck kqnnen sich noch bestens erinnern, wie in Hauptendorf der elektrische Strom verlegt worden ist. Bevor 1925 - es war übrigens das Jahr, in dem Charly Chaplin's Film "Goldrausch" in den Kinos anlief und Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt wurde, das "Elektrische" kam, standen in jedem Hauptendorfer Haus nur einige wenige Öllampen. Mit dem Petroleum ging man sparsam um, und nur wenn die Eltern es erlaubten, wurde im Hause die rußende Funsel entzündet.


Eine Erlanger Firma verlegte in Hauptendorf die Leitungen. In den Häusern wurden Lichtschalter installiert; Steckdosen gab es noch nicht, denn man zapfte bei Bedarf damals die Fassungen der Glühbirnen an, wenn Strom für andere als für Beleuchtungszwecke benötigt wurde.


Zum Hauptendorfer Kirchweihfest (damals 1. Sonntag im Oktober) zogen die Ortsburschen mit Musik zur Hauptendorfer Ziegelhütte und zerschlugen voller Begeisterung die Öllampen.


Die kWh Lichtstrom kostete damals 50 Pfennige, der Kraftstrom war um 10 Pfennige billiger. Zählergebühren wurden noch nicht erhoben. Jetzt konnte problemlos auch in die Ställe Strom und elektrisches Licht verlegt werden; damit war auch die Brandgefahr geringer und der Arbeitsaufwand beispiels­weise beim Strohschneiden kleiner geworden. Nach wie vor wurde in Hauptendorf aber Energie auch noch mit dem Göpel erzeugt.


Die Eltern von Fritz Nagel mußten einige Schweine verkaufen; denn nur so konnten die Rechnungen für den Stromanschluß beglichen werden.



Mit dem elektrischen Strom hielten nun auch bald die ersten Radioapparate Einzug in das kleine Dorf. 1929 konnte man beim Galgenhöfer Bauern über schwarze Kopfhörer aus Kunststoff neben vielen Pfeiftönen und Nebenge­räuschen auch Musik hören. Bereits drei Jahre vorher war Peter Händel stolzer Besitzer des ersten "Detektorapparates", wie man die ersten Rund­funkgeräte nannte, geworden.


DIE HAUPTENDORFER ZIEGELHÜTTE

Die Niederndorfer Ziegelei ist weit über die Grenzen des Landkreises hinaus vor allem im Baugewerbe ein Begriff. Aber nur wenige wissen, daß auch in Hauptendorf einst eine Ziegelhütte bestanden hat. Um die Jahrhundertwende war südlich von Hauptendorf (unterhalb der Tennisplätze) eine Ziegelhütte errichtet worden. Hans Erhardt, dessen Eltern damals die Gaststätte neben dem Weiher besaßen, erinnerte sich, wie er den Ziegeleiarbeitern das Bier in Krügen zur Arbeitsstelle gebracht hat. Anfangs waren die Arbeiter zur Brotzeit immer in das Wirtshaus in die Ortschaft herunter gekommen.


Da durch den An- und Abmarsch aber zu viel Zeit verlorenging, hatte der Besitzer der Brennerei, der Herzogenauracher Färber H. Mayer, angeordnet, daß die Erholungspausen auf dem Firmengelände abgehalten werden müssen.


Von frühmorgens 6 Uhr bis abends 18 Uhr dauerte der harte Arbeitstag für die Ziegeleiarbeiter. Um 15 Uhr mußte Hans Erhardt mit seinen Bierkrügen zur Stelle sein. Die Arbeiter legten Wert auf ein gepflegtes, kühles Kellerbier, von dem die Halbe 10 Pfennige kostete. Das war fast der halbe Stundenlohn eines "Backsteinabschneiders"; der einfache Ziegeleiarbeiter verdiente damals 18 Pfennige in der Stunde. Schmunzelnd bemerkte Hans Erhardt, daß die Eltern immerhin 2 Pfennige an der Halben verdienten, und daß man zu Hause so sparsam war und nur das einfache Dünnbier (das "Haansla") trank, das um die Hälfte billiger als das Vollbier war. Zum Ausschank kam übrigens Bier aus der Brauerei Hubmann aus Neunkirchen am Brand.


Das Hauptendorfer Dampfziegelwerk verfügte seinerzeit sogar über einen eigenen Bahnanschluß. Der Lehm für die Ziegel wurde auf dem Firmengelände abgebaut. Somit ersparte man sich lange Anfahrtswege; gleichzeitig konnten durch den Bahnanschluß die Hauptendorfer Ziegel preisgünstig an den Verbraucher geliefert werden.


In der Inflation (1922/23) wurde die Hütte von den Nachkommen des Firmen­gründers stillgelegt. U. a. hatte der spätere Herzogenauracher Bürgermeister und Landrat Dr. Valentin Fröhlich in die Familie Mayer eingeheiratet.


In dieser Zeit der beginnenden Inflation war auch der verhältnismäßig hohe Quadratmeterpreis, den der Zie_elwerksbesitzer an die Bauern für das Gelände bezahlt hatte (5 Mark/m ), von den Hauptendorfer Bauern längst ausgegeben worden. Als sich die Pläne, auf dem Firmengelände eine Kalkbrennerei zu errichten, zerschlagen hatten, wurden Teile der Ziegelhütte abgerissen. Fritz Nagel berichtete, daß der Schornstein der Ziegelei für den Bau der Niederndorfer Kirche verwendet worden ist. Auch Stallungen und Scheunen wurden abgerissen; die Steine wanderten meist nach Herzogen­aurach und dienten für den Neubau einzelner Anwesen.



Interessant dürfte auch sein, daß ein Drittel der Ziegeleiarbeiter italienische Gastarbeiter gewesen sind. Sie verstanden sich offenbar besonders gut darauf, Ziegel zu brennen.


DAMPFZIEGELEI HAUPTENDORF UM 1902

Um das Jahr 1895 von dem Herzogenauracher Färber H. Mayer erbaut. Nach dem Tod seines Sohnes im 1. Weltkrieg wurde die Ziegelei in den Inflationsjahren 1922/23 stillgelegt und abgebrochen.
Am Tisch sitzend der Besitzer mit seiner Familie. Der Herr dahinter mit Mütze und Krawatte ist der Ziegeleimeister. Er wohnte rechts in dem Walmdach haus, in welchem auch das Büro untergebracht war. Links vom Ziegeleigebäude die Häuser Peetz, Schühlein und Nagel.


Um das Jahr 1895 von dem Herzogenauracher Färber H. Mayer erbaut. Nach dem Tod seines Sohnes im 1. Weltkrieg wurde die Ziegelei in den Inflationsjahren 1922/23 stillgelegt und. abgebrochen.



Am Tisch sitzend der Besitzer mit seiner Familie; der Herr dahinter mit Mütze und Krawatte ist der Ziegeleimeister. Er wohnte rechts in dem Walmdachhaus, in welchem auch das Büro untergebracht war. Links vom Ziegeleigebäude die Häuser Peetz, Schühlein und Nagel.


ANEKTODEN RUND UM DIE EISENBAHN

Man soll's nicht glauben, aber anfangs versagte man - nicht nur den Haupten­dorfern - den einfachen Arbeitern überhaupt die Fahrt auf der neu errichteten Bahnstrecke, weil ihre "Montur" (Kleidung) nicht fein und sauber genug war. Erst nach starken Protesten seitens der Betroffenen war man zum Einlenken bereit. Um 1900 fuhren 33 Hauptendorfer mit der Bahn zur Arbeit in die benachbarten Städte. Bald gewöhnten sich auch die "Kondukteure" und das Bahnpersonal daran, daß der "Aurach-Express" eben kein königlicher Zug, sondern ein Beförderungsmittel für Arbeiter, Bauern und Bürger war, und wer vom "Säumarkt" nach Hause fuhr, lieferte am Bahnsteig in Erlangen seine Schweine selbstverständlich im hi_teren Wagen ab, dem "Säuwagen".

Fritz Nagel bezahlte in jenen Jahren für seine Wochenkarte nach Nürnberg­Doos 3,30 Mark. Dafür hatte er den Vorteil, daß er täglich zur Arbeitsstelle und zurück fahren konnte und nicht auf eine armselige, aber um so teurere Unterkunft in Nürnberg angewiesen war.


Auf der Bahn ging es indes recht gemütlich zu. Die Fahrgäste kannten sich untereinander, und auch mit dem Personal verstand man sich in der Regel gut. Da konnte es schon einmal vorkommen, daß der Lokführer wartete, bis ein verspätet Erschienener die letzten Meter im Eilschritt zurückgelegt hatte.


Als Peter Händel 1928/29 mit der Eisenbahn zu seiner Nürnberger Lehrstelle fahren mußte, stellte man vorübergehend die Haltestelle Hauptendorf ein. Die hiesigen Pendler sollten und mußten nach Niederndorf laufen, denn die Bahn wollte auf diese Weise (auch damals schon!!) Kosten sparen. Es wurde allen Ernstes behauptet, das Halten und Anfahren koste eine zu große Menge Kohlen!



Doch hatte man nicht mit dem Protest und dem Widerstand der Haupten­dorfer gerechnet: Man lief auf den Gleisen vor dem 5-Uhr Zug her und zwang auf diese Weise den Lokführer, langsam zu fahren. Nach kurzer Zeit machte man auf solche Art und Weise den Hauptendorfer Haltepunkt wieder rentabel.


ER TRUG NOCH DES KAISERS ROCK

Auf die Frage, ob er sich noch an Kaiser Wilhelm 11. erinnern könne, antwor­tete Hans Erhardt 1987 spontan: "Mit dem hab' ich was mitgemacht". Zwi­schen dem Militär damals und heute liegen und lagen Welten. Hans Erhardt war kaum eingerückt, da erhielt er auf der Kammer die Einkleidung und mußte sofort zum Appell anrücken. Hier wurden dem jungen Rekruten erst einmal tüchtig die Leviten gelesen.


Drillich und "Exerziermontur" waren von den Vorgängern her noch schmutzig und hatten Löcher, so daß sie erst einmal gewaschen und geflickt werden mußten.


Die Unteroffiziere und Offiziere hatten auch wachsame Augen auf die Schnurrbärte gerichtet, denn nach dem Vorbild seiner Majestät verstand es sich von selbst, daß jeder Soldat "Schnorrn" hatte. Und was war das für eine Prozedur, mit Schnurrbartbinde und Schnurrbartfett dieses Zeichen derManneswürde zu hegen und zu pflegen! "An Kinnerarsch hat g'habt, wer keine Schnorrn g'habt hat", betonte unser Hauptendorfer Veteran.



Es gab allerhand Ärger mit Kame"raden und Vorgesetzten. Der eine "Kamerad" stahl die Eßgeschirre aus dem Spind der anderen und machte sie zu Geld; die Unteroffiziere hatten ständig etwas auszusetzen. Immer wieder mußte das "Bettenbauen" geübt werden, und in der Putz- und Flickstunde war stets etwas zu tun. Wenn einer vorgab, daß er mit der Arbeit fertig sei, dann kam es oft vor, daß ihm mutwillig ein Uniformknopf abgerissen wurde, damit er ja nicht ans Ausgehen denken konnte.

Hintere Reihe v. links: Marie Schmidt, Kapellmeister Engert, Zenger, Schorsch Gumbmann, Franz Mayer, Giemens Mayer, Nagel, Mirschberger, Händel 2. Reihe v. links: Peter Händel, K. Winkel­mann, Georg Schmidt, Georg Bretting, Marg. Ruhmann, Nik. Händel, Gretel Gulden, H. Gulden, K. Bucher, J. Winkelmann 3. Reihe v. links: E. Winkelmann, K. Ramming, G. Schühlein, R. Gulden, V. Engelmann, H. Ruhmann vorne: Georg Ramming, R. Bucher, P. Ruhmann linkes Fenster: Hans Winkelmann (Ganger), Hans Winkelmann rechtes Fenster: Häfner (Wirt), Lang


Von seinem Standort Nürnberg aus war Hans Erhardt mehrmals an der Westfront im Einsatz. Hier kämpfte er zwischen 1914 und 1918 an der Küste, an der Somme und vor Verdun. Bei den erbitterten Gefechten "in der Hölle von Verdun" lag er bei den Höhen' 304 und 375 vor dem berüchtigten Fort Duaumont.


Dreimal ist Hans Erhardt im Ersten Weltkrieg verwundet worden. Im Hospital von lilie wurde ihm u. a. ein Granatsplitter entfernt. Statt Heimaturlaub gab es nach einigen Wochen der Erholung den nächsten Einsatz in Frankreich. Eine zweite Verwundung im Kampf gegen eine englische Einheit war die Folge. Im englischen Sperrfeuer verlor er letztlich die Besinnung, und als er wieder zu sich kam - der Kamerad neben ihm aus Röttenbach hatte das Bein verloren - wurde er von Sanitätern herausgeholt. Zu seiner großen Überraschung kannte er seinen Retter sogar: Es war Fritz Lang, der Vater des Herzogenauracher Bäckermeisters Ernst Lang.


Diesmal waren es sieben Splitter, die Hans Erhardt getroffen hatten. Erneut ging's ins Hospital, und von da wieder zur Truppe zurück. Doch dort traf Hans Erhardt niemand von seiner Kompanie mehr an. Die meisten Kameraden waren in Gefangenschaft geraten. Glücklicherweise war dann eine Woche später der Krieg zu Ende. Aber auf dem Rücktransport im Bahnhof Reims bekam er noch einmal bei einem Angriff der Franzosen eine Verwundung ab. Diesmal erwischte es ihn am Arm, was einen dritten Lazarettaufenthalt bis zum Mai 1919 nach sich zog. Von Meißen aus wurde er nach Erlangen ins Krankenhaus verlegt, und von hier aus erfolgte sofort die Überweisung ins Reservelazarett "Liebfrauenhaus" nach Herzogenaurach. Trotz der schweren Arm- und Sehnenverletzungen behielt Hans Erhardt seinen Arm und die Narben der Granatsplitter als wenig erfreuliche Erinnerung an die harten Jahre 1914 - 1918. Ein Gutes hatte die Verwundung am Arm aber doch: Hans Erhardt blieb dadurch die Mitgliedschaft in der NSDAP erspart, ebenso der Einsatz im 2. Weltkrieg.


NATIONALSOZIALISMUS UND 2. WELTKRIEG

Die Zeit des 1000jährigen Reiches erlebte man auf dem Dorf viel ruhiger als in der benachbarten Stadt. Doch soll dies nicht heißen, daß man am Land nicht auch - wenigstens teilweise - gleichgeschaltet worden ist. Der Eintritt in die Partei war ebenso erwünscht wie in der Stadt, und wie überall gab es begeisterte Anhänger des neuen Regimes. Unsere Hauptendorfer besuchten Kundgebungen und Veranstaltungen, wie sie im Bayerischen Hof oder im Vereinshaus Herzogenaurach häufig abgehalten wurden. Peter Händel, der damals ein Motorrad fuhr, mußte zusammen mit seinen Arbeitskollegen Herberger und Bucher nach 'Höchstadt, um dort für den "Motorsturm" inSechserformation mit den Motorrädern zu üben. Dazu wurde das Lied mit dem Refrain "Wir sind der Motorsturm 3-5, Heil ihm!" gesungen.


Weil die Drei wenig später die braune Parteiuniform nicht angezogen hatten, verloren sie an einem Samstag ihre Arbeitsplätze in Niederndorf. Und mit einem tiefen Schmunzeln fügt Peter Händel hinzu: "Am Samstag habn's uns entlassen und am Montag früh sind wir wieder eingestellt worden". So geschickt und ohne Schikane konnte man also Anordnungen und Befehle ausführen, andererseits aber auch umgehen.


Seit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges kamen ausländische Kriegsgefangene ins Reich. Auch in unserem Landkreis und in Hauptendorf wurden Franzosen und Ukrainer in der Landwirtschaft und in den Betrieben eingesetzt. Die Franzosen, die nach Hauptendorf eingeteilt worden waren, wurden zusam­men mit ihren Landsleuten jeden Abend wieder nach Niederndorf geholt, weil sie dort geschlossen unter Aufsicht während der Nacht beherbergt wurden.


Schwer traf es die kleine Gemeinde Hauptendorf im November 1944. Nürn­berg, die nahe Stadt der Reichsparteitage, hatte bereits seit vielen Monaten schwere Bombardierungen über sich ergehen lassen müssen. Unser Gebiet dagegen war bis zum genannten Zeitpunkt zum Glück von Bomben der Alliierten verschont geblieben.


Am frühen Abend des 28. November 1944 aber hatte Hauptendorf drei Menschenleben nach einem - vielleicht ungewollten - Bombenabwurf zu beklagen. Rosa Eichenseer (geb. Schühlein) war damals gerade 7 Jahre alt. Sie erinnert sich an die Geschehnisse an jenem Novembertag, als über dem elterlichen Anwesen im Süden von Hauptendorf die feindliche Bombe deto­nierte. Sie erzählt: "Vom eigentlichen Bombenabwurf habe ich gar nichts mitbekommen; es war Alarm und danach erfolgte eine fürchterliche Detona­tion. Als ich danach wach wurde, lag ich am Boden. Um mich herum war alles kaputLalies ging so schnell. Es war Voralarm und gleich darauf erfolgte der Hauptalarm, so daß meine Mutter mich und meine beiden jüngeren Schwestern nicht mehr ankleiden und zum Bunker (am Ortsrand in Richtung Burgstall) bringen konnte". Nach der Bombenexplosion eilten auf ihr Rufen Nachbarn und der Großvater zu Hilfe und befreiten das Mädchen aus den Trümmern. Dabei merkte sie, als sie ausgegraben wurde, daß etwas an ihrem Fuß zog; ihre jüngere Schwester war noch tiefer unter den Trümmern begra­ben, hatte sich an den Fuß der Älteren geklammert und konnte so vor dem Erstickungstod im Schutt des Bauernhauses gerettet werden.


Dieser Bombenabwurf hatte das gesamte Wohngebäude der Familie Schühlein zerstört. Ein riesiger Bombentrichter gähnte, wo einst ein schönerfränkischer Hof gestanden hatten. Frau Eichenseer glaubt, daß sie es dem auf der Treppe gelagerten Getreide zu verdanken hat, daß sie praktisch unverletzt, ihre Schwester nur von einem Splitter gestreift, das Unglück überstanden hat. Die Getreidesäcke hatten sich durch den Luftdruck quer gelegt, eine schwere Holztüre war daraufgefallen und hatte so die beiden Mädchen vor Gesteinsbrocken und Splittern bewahrt.


Für die dreijährige Schwester, die Mutter (34 Jahre) und die Großmutter (68 Jahre) kam jedoch jede Hilfe zu spät.


Fritz Nagel (damals 41 Jahre alt) hatte auf der Nachhausefahrt von der Arbeit den Anschlußzug in Erlangen-Bruck verpaßt. Als er gegen Y:z 10 Uhr abends nach Hause kam, stand er vor einem Stein- und Trümmerfeld. Sein Stadel war vollkommen zerstört, im Haus hatte es die großen Schränke umgeworfen, die Fensterscheiben waren durch die Druckwelle alle entzwei gegangen. Die Familienangehörigen waren zunächst nicht aufzufinden, so daß die Sorge um die Familie an erster Stelle stand.


Glücklicherweise waren alle Familienmitglieder unversehrt geblieben. Anders dagegen sah es beim Nachbarn, der Familie Schmidt aus (Hausnamen "Reichenbacher"). Auch dieses Anwesen war völlig zerstört, und ein viertes Haus, das Anwesen Händel, hatte ebenfalls schweren Schaden genommen. Außerdem hatte die alte Frau Händel ein Auge verloren.


Noch in der Nacht erschien der Arbeitsdienst zu Aufräumarbeiten. Von dem Brot, das Frau Nagel zuvor in Niederndorf hatte backen lassen, war ebenso­wenig zu gebrauchen wie von dem zwei Tage vorher geschlachteten Schwein. Frau Nagel wollte gerade das Fahrrad ihres Bruders ins Haus stellen, ,als die Explosion erfolgte. Die Druckwelle schleuderte sie ins Haus zurück und ein Teil des Rades wurde später am Dach hängend entdeckt. Auch der Schwager hatte durch umherfliegende Splitter ein Auge eingebüßt.


Peter Händel befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Fronteinsatz. Für die Soldaten war Urlaubssperre angeordnet gewesen. Da schickte ihn der Unteroffizier eines Abends zum Kompaniechef, der ihn zunächst zu einem Glas Cognac einlud. Danach überreichte er Peter Händel ein Telegramm mit der Nachricht von dem Bombenunglück. Trotz der erwähnten Urlaubssperre nahm der Dienstvorgesetzte es auf seine Kappe und ließ den 44jährigen Hauptendorfer in Richtung Heimat fahren.



Nach großen Schwierigkeiten erreichte er einen Zubringerzug, umging eine Kontrolle, kam nach Hauptendorf und erhielt nach der Meldung am Flieger­


NACHKRIEGSJAHRE

Schon in den letzten Kriegsmonaten waren die Dörfer beliebte Ziele für die Städter geworden. Nicht, daß man 'sich hier nach frischer Landluft und idyllischer Atmosphäre gesehnt hätte, nein, es gab am Land halt immer wieder etwas zu holen. Bei Fritz Nagel halfen oft hungrige Städter. Sie waren beim Kartoffelklauben ebenso gegenwärtig wie beim Schlachtfest. Diese sahnten aber nicht nur ab, sondern bewiesen ihrerseits oft geschicktes "Organisationstalent" und brachten Dinge mit (z. B. Wolle), die man auch auf dem Land gut gebrauchen konnte. Aus Fürth und aus Katzwang kamen die hungrigen Städter mit dem Handwagen und holten sich aus Hauptendorf beispielsweise Kartoffeln, Mehl, Fleisch, Butter und Gemüse.


DIE MILCHGENOSSENSCHAFT

Noch heute sind sie das Wahrzeichen zahlreicher Dörfer in unserer Region, und manchmal werden sie sogar noch gebraucht: Die Rede ist von den Milchhäusern. Auch Hauptendorf hatte und hat sein Milchhaus, dessen Bedeutung und Nutzen allerdings längst der Vergangenheit angehört und Geschichte geworden ist.


1934, im Todesjahr des 86jährigen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg wurde in Hauptendorf das Milchhaus gebaut. Längst war ein solches dringend notwendig geworden. In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg sahen die Hauptendorfer tagtäglich Johann Nordhardt, wie er im Ort die übriggebliebene Milch von den Bauern einsammelte und sie mit seinem Hundegespann nach Erlangen brachte. Ende der 20er trottete er dann mit einem Pferdegespann in die Hugenottenstadt, um hier die Hauptendorfer Milch an Privathaushalte und Krankenhäuser zu verkaufen.


Jetzt, im Juni 1934, wurde der Steinbacher Maurermeister Johann Bayer beauftragt, am Dorfbach in der Ortsmitte ein Milchhaus für die Hauptendorfer zu errichten. Die Baukosten waren mit 1075 Reichsmark veranschlagt worden. Freilich mußten die Genossenschaftsmitglieder Handlangerdienste leisten; manche Bauern waren auch zu Spanndiensten mit Kuh-, Ochsen-, und Pferdewagen verpflichtet worden. Daß die genannten Arbeiten und Dienstleistungen freiwillig erbracht werden mußten, sei nur nebenbei erwähnt.


Die Milchkühleinrichtung wurde von Johann Nordhardt übernommen. Das notwendige Kühlwasser bezog man aus dem Brunnen des Nachbaranwesens von Jakob Hussenether.


Das Milchhaus war bald nicht nur Sammelstelle für die Hauptendorfer Milch, es wurde auch die "Versammlungsstelle" für die örtliche Bevölkerung, oder anders ausgedrückt: Das Milchhaus war der zentrale Mittelpunkt des Dorfle­bens. Hierher brachten die kleinen 'und großen Milchlieferanten die kostbare Flüssigkeit zum Kühlen und zum Weiterverkauf an die Molkerei nach Nürn­berg. Hier holten jedoch auch die Ortsbewohner, Heimatvertriebene, Flücht­linge und Ausgebombte die Voll-, Mager- und Buttermilch für ihre hungrigen Mäuler. Und hier am Milchhaus war auch immer ein wenig Zeit für ein Schwätzchen, für eine nette Unterhaltung und natürlich auch für den neuesten Dorfklatsch. Und somit übernahm das unscheinbare Milchhäuschen eine nicht unbedeutende Sozialfunktion für das Leben in der Gemeinde Hauptendorf.



Und gerade am Milchhaus wird der Wandel unserer Gesellschaft und die Veränderung unserer Dörfer am deutlichsten sichtbar: War die Milchsammel­stelle nach 1945 noch von 28 Mitgliedern beliefert worden, so schrumpfte deren Zahl bis zur Auflösung der Genossenschaft in den 80er Jahren auf ganze vier Mitglieder. Heute dient es der Freiwilligen Feuerwehr Hauptendof zur Lagerung für Fischfutter und für all jene Gerätschaften, die beim Ab­fischen des Dorfweihers benötigt werden.


DIE DREHMASCHINE

Als Symbol für den technischen Fortschritt um die Jahrhundertwende galt der "DAMPF". Man entwickelte Lokomobile mit einer Leistung von 7 - 10 PS; diese waren fest mit ihrem Dampfkessel verbundene Dampfmaschinen auf beweglichen Fahrgestellen.



Das Dreschen mit den großen, von den Dampfaggregaten angetriebenen Maschinen erfolgte fast ausschließlich durch Genossenschaften, denn der Ankauf dieser Ungetüme war für den einzelnen Bauern aufgrund der hohen Kosten so gut wie unmöglich. Sie fuhren im "Lohndrusch" von Hof zu Hof.


Die Lokomobile dienten in der Landwirtschaft auch zum Antrieb von großen Dreschmaschinen, die in einem Arbeitsgang droschen, reinigten und sortier­ten. 1879 waren allein in der Landwirtschaft im Königreich Bayern 480 deren eingesetzt. Zehn Jahre später hatte sich die Zahl mit 1129 Maschinen bereits mehr als verdoppelt.


Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden zunehmend Dreschgenossen­schaften gegründet, die Anteilscheine für einen bestimmten Betrag ausgaben, der dann verzinst wurde. Schon im Jahre 1893 existierten 402 Dreschvereine in Bayern. Nichtmitglieder hatten meist einen höheren Dreschpreis zu bezahlen als Mitglieder. Die Genossenschaften, die nur für die eigenen Mitglieder arbeiteten, verzichteten in der Regel auf Gewinne.


Bis zum Jahre 1925 - es war das Jahr, als das "Elektrische" nach Hauptendorf kam - wurde auch hier mit Dampf gedroschen. Die Dampfmaschine wurde mit Holz angefeuert und dann mit Kohlen weitergeheizt. Die Maschinen waren riesige Ungeheuer, die mehrere Tonnen wogen und unvorstellbare Mengen an Wasser benötigten. So mancher Hausbrunnen im Dorf wurde beim Füllen der Dampfdreschmaschine leergepumpt. Erst mit dem "Elektrischen" wurde die Arbeit des Dreschens erleichtert.


In Hauptendorf gab es zwei Dreschmaschinen, die zusammen mit Herzogen­auracher Bauern in zwei Genossenschaften aufgeteilt waren. Auf der sog. "kleinen Dreschmaschine" wurde in Hauptendorf vorwiegend von den kleine­ren Grundstücksbesitzern gedroschen. In der Kreuzerscheune (heute Kreu­zersaal) hatten sie ihre Getreidegarben eingelagert, weil sie im Regelfall selbst keine eigene Scheune oder Lagermöglichkeit besaßen.


Zur "kleinen Dreschmaschine" kamen in den Nachkriegsjahren auch zahlrei­che Flüchtlinge und Heimatvertriebene, die auf den abgeernteten Feldern noch Ähren aufgelesen hatten und diese zum Dreschplatz brachten, um von dem gedroschenen Getreide Mehl eintauschen zu können.

Egal, ob an der kleinen oder an der großen Dreschmaschine: Das Dreschen war eine staubige und schwere Angelegenheit, bei welcher die "Siedträger", "Strohstecher" und "Sackträger" Hand in Hand arbeiteten.


Recht lebendig wurde es, wenn das Signal zur Brotzeit gegeben wurde oder wenn die Mittagspause angesagt war. Verständli­cherweise waren die Kinder die ersten, die zur Stelle waren, um sich hausgebackenes Schwarzbrot, Butter oder ein Stück Preß­sack abzuholen.


In den 70er Jahren verdrängten Mähdreschmonster mehr und mehr die alten Dreschmaschinen. Mit ihnen kam auch das Ende der Dreschgenossenschaf­ten, und gleichzeitig war auch das Ende einer Epoche angesagt, welche die ländliche Bevölkerung zusammeng"eführt und durch die gemeinsame Arbeit und durch die gegenseitige Nachbarschaftshilfe zusammengeschweißt hatte. Die Erinnerungen an Dreschen und Dreschmaschine sind übriggeblieben, die Erinnerung an ein Stück "gute, alte Zeit", von der es kaum ein vergilbtes schwarz-weiß Foto mehr gibt.

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